Obwohl ich es eigentlich besser weiss, war mir bis vor der Recherche zu meiner Podcastfolge zum Thema Foodwaste nicht so recht bewusst, wie gross das Problem aus Nachhaltigkeitssicht tatsächlich ist. In den letzten Wochen durfte ich mich intensiv mit dem Thema auseinandersetzen und mich unter anderem mit Foodwaste-Pionier Mirko Buri treffen. Die wichtigsten Facts und Tipps rund um Foodwaste teile ich in diesem Artikel mit dir. 

Was ist Foodwaste?

Foodwaste bezeichnet Lebensmittel, die für den menschlichen Konsum produziert wurden und auf dem Weg vom Feld bis zum Teller weggeworfen werden. Es handelt sich also um vermeidbare Lebensmittelabfälle. Diese können in der ganzen Verarbeitungskette entstehen: Von der Landwirtschaft über Verarbeitung, Grosshandel, Detailhandel, Gastronomie bis hin zu den Haushalten. Nicht zu Foodwaste zählen nicht-essbare Teile von Lebensmitteln wie Knochen, Schalen, Kaffeesatz etc. oder Lebensmittel, die mit dem Zweck der Verfütterung an Tiere produziert wurden. 

Die Gründe für Foodwaste sind vielfältig. Hohe Qualitätsansprüche der Konsument*innen, lange Transportwege und schlechte Portionenplanung in der Gastronomie sind nur einige davon. Für Mirko Buri steht aber ein Grund besonders im Zentrum: «Wir haben den Bezug zu unseren Lebensmitteln verloren», sagt er. Wir kaufen unsere Lebensmittel in Supermärkten, haben kaum mehr Kontakt zu den Produzent*innen und geben nur noch einen verhältnismässig kleinen Anteil unseres Einkommens für unsere Ernährung aus. Dies alles führt zu einer Entfremdung und einem Verlust des Respekts unseren Lebensmitteln gegenüber, was ihre Verschwendung begünstigt. 

Warum ist Foodwaste problematisch?

Neben den Umwelteffekten von Foodwaste hat die Lebensmittelverschwendung auch problematische soziale Effekte. Einerseits haben Landwirt*innen häufig keine Abnahmegarantie für ihre Produkte. Das bedeutet konkret: Wenn diese nicht der Norm entsprechen, Schäden haben oder der Markt bereits gesättigt ist (bspw. durch Importprodukten), dann bleiben sie auf ihren Erzeugnissen sitzen, obwohl die ganze Arbeit bereits investiert wurde. 

Gleichzeitig leiden aber auch mehr als 800 Millionen Menschen weltweit Hunger, bei jeder 10. Person ist dieser sogar chronisch. Dies, während weltweit über 900 Millionen Tonnen geniessbare Lebensmittel weggeworfen werden. 

Welchen Umfang und Impact hat Foodwaste?

In der Schweiz geht ein Drittel aller Lebensmittel über die ganze Lebensmittelkette hinweg verloren. Das sind 330 kg pro Jahr und Person, also ca. 2,8 Millionen Tonnen. Die Verteilung entlang der Verarbeitungskette ist wie folgt:  

    • 35 % Verarbeitung 
    • 28 % Haushalte
    • 20 % Landwirtschaft
    • 10 % Gross- und Detailhandel
    • 7 % Gastronomie

Die knapp 30 Prozent Foodwaste, die in den Haushalten anfallen, entsprechen ca. 90 kg Lebensmitteln pro Kopf und Jahr, laut Berechnungen des BAFU sind das pro Person Produkte im Wert von ca. CHF 600. 

Laut Berechnungen der ETH verursacht Foodwaste in der Schweiz rund 4 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente pro Jahr, was der Umweltbelastung der Hälfte aller Schweizer Autofahrten entspricht. Rund 40 % dieses Umweltimpacts ist dabei auf die Lebensmittelverschwendung in Haushalten zurückzuführen. 

Ausblick und Tipps für deinen Alltag

Mit den Sustainable Development Goals hat sich der Bund zum Ziel gesetzt, die Lebensmittelverluste bis 2030 zu halbieren, was eine Verringerung der Umweltbelastung dieser Verluste von 40-60 % zur Folge hätte. In der Umsetzung wird den Haushalten, gemeinsam mit der Wirtschaft uns öffentlichen Massnahmen zur Bildung und Sensibilisierung, eine wichtige Rolle zugeschrieben. 

Deshalb möchte ich dir an dieser Stelle einige Tipps für deinen Alltag zur Verhinderung von Foodwaste mit auf den Weg geben:

Kaufe geplant ein: Plane deine Einkäufe im Voraus und schreibe dir eine Einkaufsliste. Kaufe nur, was du auch wirklich essen kannst. Wähle deine Produkte möglichst regional und saisonal: So werden Transportwege verkürzt und lange Lagerzeiten vermieden, was Transport- und Lagerschäden vorbeugt. 

Achte auf die Haltbarkeit deiner Lebensmittel: Beachte die Verfallsdaten und verlängere die Haltbarkeit beispielsweise durch Einfrieren. Vertraue auf deine Sinne: «Mindestens haltbar bis» bedeutet nicht «tödlich ab» 😉 Stelle deinen Kühlschrank richtig ein und halte Ordnung darin, sodass du den Überblick darüber behältst, was du noch alles hast und was als erstes konsumiert werden muss. 

Rette Lebensmittel: In dem du stark reduzierte Produkte oder unperfekte Früchte & Gemüse kaufst oder Apps wie ToGoodToGo oder öffentliche Kühlschränke nutzt, beugst du dem Wegwerfen von Lebensmitteln vor. Im Restaurant kannst du darum bitten, dir deine Resten einzupacken – so verhinderst du Foodwaste und hast bereits für den nächsten Tag vorgesorgt. 

Verwerte Resten: Versuche, die gekauften Lebensmittel möglichst komplett zu essen und Resten aufzubrauchen. Mit etwas Kreativität lassen sich auch aus Rüstabfällen oder dem Nachtessen vom Vortag feine Rezepte zaubern. 

Quellen: 

BAFU (2021): Lebensmittelabfälle. Webdokument. URL: https://www.bafu.admin.ch/bafu/de/home/themen/abfall/abfallwegweiser-a-z/biogene-abfaelle/abfallarten/lebensmittelabfaelle.html (letzter Zugriff: 13.10.2021)

ETH Zürich (2019): Lebensmittelverluste in der Schweiz: Umweltbelastung und Vermeidungspotenzial. Webdokument. Verfügbar unter: https://www.newsd.admin.ch/newsd/message/attachments/58769.pdf (letzter Download: 13.10.2021)

Foodwaste.ch (2021): Food Waste ind er Schweiz. Webdokument. URL: https://foodwaste.ch/was-ist-food-waste/ (letzter Zugriff: 13.10.2021)

UNEP (2021): UNEP Food Waste Index Report 2021. Webdokument. Verfügbar unter: https://wedocs.unep.org/bitstream/handle/20.500.11822/35280/FoodWaste.pdf (letzter Download: 13.10.2021)

Welthungerhilfe (2021): Hunger: Verbreitung, Ursachen & Folgen. Webdokument. URL: https://www.welthungerhilfe.de/hunger/ (letzter Zugriff: 13.10.2021)