Bisher gibt es erst wenige Firmen, die um die Produktion von (möglichst) fairer und nachhaltiger Elektronik bemüht sind. Es gibt mehrere Gründe, weshalb dem so ist, einige davon habe ich in in diesem Blogartikel aufgeführt. Eine dieser Firmen ist Fairphone B.V., ein 2013 in den Niederlanden gegründetes Unternehmen, das sich zum Ziel gesetzt hat, ein möglichst faires und nachhaltiges Smartphone zu produzieren. Mehr über die Firmengeschichte, die Firmenphilosophie und die Produkte kannst du auf der Webseite von Fairphone nachlesen.

 

Meine Erfahrung mit dem Fairphone 2

Bevor ich mein Fairphone kaufte, kannte ich erst eine Person aus meinem Freundeskreis, die ein Fairphone 1 besass. Diese Person war bis dahin mässig zufrieden damit gewesen, aber ich wusste, dass ein neues, verbessertes Modell rauskommen würde. Also war ich im Sommer 2015 eine von über 17’000 Personen, die sich ein Fairphone 2 vorbestellten. Das Gerät wurde über ein Crowdfunding finanziert, wodurch die Produktion erst gestartet wurde, als genügend Bestellungen zusammengekommen waren. Erhalten habe ich das Gerät im Dezember 2015, von da an begleitete es mich bis im Sommer 2020.

Während diesen Jahren war ich im Grossen und Ganzen immer zufrieden mit dem Fairphone. Manchmal hatte es kleine Hänger, die aber mit den Systemupdates jeweils wieder verschwanden. In den viereinhalb Jahren ersetze ich jeweils einmal die Hülle, den Akku und die Kamera. Alles war easy selber machbar, sogar das Auswechseln der Kamera war absolut kein Problem. Hier liegt meiner Meinung nach die allergrösste Stärke des Fairphones: Das Gerät lässt sich bis in alle Kleinteile zerlegen, auseinanderschrauben und wieder zusammenbauen. Das ist nicht nur interessant, es ermöglicht es eben auch, alle Teile zu ersetzen und selber wieder einzubauen. Ein grosses Plus also im Hinblick auf die Reparierbarkeit und Langlebigkeit des Geräts.

Der neue Akku und die neue Hülle erfüllten beide meine Erwartungen. Jedoch brachte das Einbauen der neuen, vermeindlich besseren Kamera leider nicht die erwünschte bessere Bildqualität. Dies war für mich schlussendlich auch mit ein Grund für die Entscheidung, auf ein neues Gerät umzusteigen. Meine Ansprüche hatten sich in der Zwischenzeit verändert und gerade die Bildqualität war für mich einfach nicht mehr ausreichend. Ansonsten ist hervorzuheben, dass das Fairphone 2 äusserst robust war und viele Schläge und Stürze scheinbar schadlos wegsteckte. Das Betriebssystem (Android) funktionierte einwandfrei und die Bedienung des Geräts war einfach. Alles in Allem war ich in dein viereinhalb Jahren also äusserst zufrieden und happy damit, die in meinen Augen wichtige Arbeit von Fairphone unterstützt zu haben.

Mit meinen vorwiegend positiven Erfahrungen war ich in meinem Freundeskreis leider etwas allein auf weiter Flur. Praktisch alle meiner Freund*innen, die ebenfalls ein Fairphone 2 nutzten, hatten früher oder später grössere Probleme mit dem Gerät und stiegen auf Alternativen um. Diese Schwierigkeiten waren unterschiedlicher Art und ich denke, dass hier die Grösse der Firma ein erschwerender Umstand darstellte. Fairphone sitzt in den Niederlanden und die Kommunikation mit dem Support-Center ist natürlich nicht dieselbe, wie wenn man in den nächsten Handyshop in der Stadt gehen kann. Zudem sind die Transportwege für Ersatzteile lang und teuer. Dies macht den Support etwas umständlich und mühsam, insbesondere bei einem Gerät, das man tagtäglich nutzt.

 

Warum ich heute kein Fairphone mehr nutze

Meine Probleme mit meinem Fairphone traten etwa im letzten halben Jahr auf. Das Handy stürzte mehrmals am Tag ab, das System hängte sich auf und es wurde extrem langsam. Im Zusammenhang mit meinem gesteigerten Bedürfnis, auch mit dem Smartphone qualitativ hochwertige Photos schiessen zu können, beschloss ich, auf ein anderes Gerät umzusteigen. Das neue Fairphone 3 kam für mich dabei aus verschiedenen Gründen nicht wirklich in Frage: Ich wusste nicht, wie gut die Kamera sein würde, es war nochmals ein Stück grösser als das ohnehin schon grosse Fairphone 2 und ich wollte nach Möglichkeit auf iOS umsteigen. Ein neues iPhone war für mich aus Kosten- und Nachhaltigkeitsgründen keine Option und schlussendlich entschied ich mich deshalb, ein neu aufbereitetes Occasiongerät zu kaufen.

Seit dem Sommer besitze ich nun also ein iPhone 8 und bin superzufrieden damit. Die Fotoqualität ist um Welten (!) besser als beim Fairphone, es ist handlicher und mit dem neuen Betriebssystem habe ich mich sehr schnell zurechtgefunden. Dies ist insbesondere deshalb ein Vorteil, weil ich auch sonst Apple-Produkte nutze. Ich habe das Gerät secondhand bei Revendo gekauft, wodurch ich sogar noch 2 Jahre Garantie erhalten habe. Somit habe ich alles unter einen Hut gebracht: Meien Ansprüche bezüglich Nachhaltigkeit und bezüglich Nutzung.

 

Fazit

Weiterhin beobachte ich mit grossem Interesse, wie sich Fairphone entwickelt und erfahre gerne, welche Erfahrungen Menschen um mich herum mit dem Fairphone 3 und dem Fairphone 3+ machen. Das Unternehmen arbeitet zur Zeit unter anderem daran, alte Geräte zurückzunehmen, wiederaufzubereiten und fachgerecht zu entsorgen – Bemühungen, die ich in Anbetracht der enormen Konsumentwicklung von elektronischen Geräten als sehr wichtig erachte. Firmen wie Fairphone leisten Pionierarbeit, die leider noch zu wenig gewürdigt wird und leider auch mit dem Smartphone-Markt noch nicht wirklich mithalten kann. Ich wünsche mir sehr, dass sich das in Zukunft ändert.

Je nach Bedürfnissen und Ansprüchen würde ich das Fairphone auf jeden Fall weiterempfehlen. Wenn du gerade auf der Suche bist nach einem möglichst nachhaltigen Handy würde ich dich jedoch ermutigen, dich vorher nach einem Secondhand-Gerät umzusehen. Es gibt noch so viele hochwertige und funktionstüchtige Smartphones auf der Welt, die nicht gebraucht werden. Anbieter wie Revendo bringen die Geräte wieder auf den neusten Stand und geben dir als Konsument*in eine gewisse Absicherung. Denn die Hauptregel eines nachhaltigen Lebens lautet: Am umweltfreundlichsten ist es, das zu brauchen, was schon da ist.

 

 

Wenn dich das Thema interessiert, dann lies hier in meinen Blogartikel zu den Herausforderungen nachhaltiger Elektronik und hör hier in die entsprechende Podcastfolge rein. 

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