Wir kennen sie, die Bilder von Plastikflaschen im Meer, von Tieren, die sich in Plastikteilen verfangen oder mit Mägen voller Abfall sterben. Aber was ist Plastik eigentlich? Wie kam es in unser Leben und ist ein plastikfreier Alltag überhaupt möglich? Diesen Fragen möchte ich in diesem Artikel nachgehen. 

Was ist Plastik?   

«Plastik» ist ein Überbegriff für alle möglichen Kunststoffe. Für die Herstellung werden in den meisten Fällen fossile Rohstoffe wie Erdöl, Kohle oder Erdgas verwendet, die, je nach gewünschten Eigenschaften des Endproduktes, mit Zustatzstoffen versetzt werden. 
Die industrielle Herstellung von Plastik entstand anfangs des 20. Jahrhunderts. Nach dem zweiten Weltkrieg verbreitete sich das Produkt und setzte sich in den 70er Jahren insbesondere als Verpackungsmaterial durch. Die Gründe für diese Erfolgsgeschichte sind in den Eigenschaften von Plastik zu finden: Es ist leicht, vielseitig einsetzbar und geschmacksneutral. Dazu kommt, dass es in alle denkbaren Formen und Konsistenzen gebracht werden kann, was es zum idealen Material für die Verpackung von Produkten macht. Die wichtigste Eigenschaft aber ist der Preis: Plastik ist billig. Und so hat es sich in praktisch allen Industrien durchgesetzt – sichtbar und unsichtbar.

Kunststoffe haben viele technologische Entwicklungen überhaupt erst ermöglicht.

Gutes Plastik, böses Plastik

Plastik hat viele nützliche Eigenschaften, wodurch dieser Durchbruch überhaupt erst möglich wurde. So machen es die billige Herstellung, seine Geschmacksneutralität und sein geringes Gewicht beispielsweise zum idealen Verpackungsmaterial für Lebensmittel, wodurch es entscheidend zur Minimierung von Foodwaste beiträgt. Und natürlich wurden durch Kunststoffe viele technologische Entwicklungen ermöglicht. Wir haben dieser Erfindung also einiges zu verdanken.

Gleichzeitig sind die meisten der positiven Eigenschaften mit Blick auf die Umwelt höchst problematisch, was lange ausgeblendet wurde. Nicht nur, weil die Rohstoffe für die Produktion fossiler Natur und damit nicht nachwachsend sind, sondern auch, weil beispielsweise für die Gewinnung dieser Materialien enorme Umweltschäden entstehen. Aber auch die Langlebigkeit von Plastik ist aus ökologischer Perspektive ein Problem, weil es sich nicht abbaut, sondern nur in immer kleinere Teile zersetzt. Diese Mikro- oder Nanopartikel gelangen in die Abwässer und die Umwelt, lagern sich ab und werden von Flüssen ins Meer getragen. Inzwischen ist klar, dass Mikroplastik dadurch in die Nahrungskette gelangt und auch wir Menschen über unser Essen ständig Kunststoffe inklusive der darin enthaltenen Giftstoffe aufnehmen. 

Was im Müll landet, wird teilweise recycelt und in der Schweiz grösstenteils verbrannt. In den meisten anderen Ländern landet (Plastik-)Abfall aber auf Deponien, wo es sich langsam in Mikroteile zersetzt. Stell dir vor: Jede Zahnbürste, die jemals produziert wurde, ist noch irgendwo auf diesem Planeten. Die Erfolgsgeschichte von Plastik ist eng mit der Entstehung unserer Konsum- und Wegwerfgesellschaft verbunden, wodurch sich ein riesiges globales Müllproblem entwickeln konnte.

Es gilt einen neuen Umgang mit Plastik zu finden – sowohl auf individueller als auch auf gesellschaftlicher Ebene. 

Ist ein plastikfreies Leben möglich? 

Angesichts der eben genannten Probleme wäre es absolut sinnvoll, auf Plastik zu verzichten. Genau das versuchen viele Menschen, die sich einem nachhaltigen Lebensstil verschrieben haben. Aber ist das überhaupt realistisch? Meiner Meinung nach lässt sich diese Frage nur mit einem klaren Nein beantworten. Dazu ist Plastik viel zu omnipräsent in unserem Alltag und in vielen Bereichen schlicht (noch) unverzichtbar. Es darf nicht vergessen werden, welche Fortschritte und Entwicklungen durch Plastik möglich wurden. Es gilt aber, einen neuen Umgang damit zu finden und sich Gedanken dazu zu machen, in welchen Bereichen auf Alternativen ausgewichen werden kann – sowohl auf individueller als auch auf gesellschaftlicher Ebene. 

Auch wenn ein komplett plastikfreies Leben zur Zeit unrealistisch ist, ist ein plastikfreieres Leben durchaus erstrebenswert. Es ist ästhetischer und vermeidet Müll und Mikroplastik. Zudem kann es ressourcenschonender und gesünder sein, insbesondere deshalb, weil der Konsum durch einen Verzicht auf Plastik in der Regel generell bewusster wird.

Wenn du magst, dann geh auch du mal durch deinen Alltag und schau, wo du überall Plastik findest. Vielleicht kannst du den auf eine ökologische Art und Weise reduzieren! 

Wenn dich das Thema interessiert und du wissen möchtest, warum sich ein plastikfreieres Leben lohnt, dann hör in die Podcastfolge 35 rein! Du findest sie hier.