Zu diesem Beitrag veranlasst mich der #pinkygate, der in den letzten Tagen viral gegangen ist.  Falls du noch nichts davon gehört hast, darum geht’s:
Ein neuartiges Menstruationsprodukt ist auf den Markt gekommen, das niemals dagewesene Probleme von menstruierenden Menschen lösen soll: Es handelt sich dabei um einen pinken (!) Einweghandschuh aus Plastik, der zum «hygienischen» Entfernen und Wegwerfen von Menstruationsprodukten benutzt werden kann. An der ganzen Geschichte ist so viel fragwürdig und falsch, dass ich in diesem Artikel gar nicht auf alles eingehen will. 

Warum mich dieses Thema aber besonders triggert und weshalb ich darüber auch einen Beitrag verfassen möchte, ist, dass dieser Umgang mit dem Thema für mich symptomatisch für unser Verhältnis zur Menstruation ist. Und meiner Ansicht nach hat das viel mit Nachhaltigkeit zu tun. 

In unserer Gesellschaft ist die Menstruation noch immer ein Tabu. 

Wegwerfprodukte: schnell weg mit dem Blut!

Herkömmliche Menstruationsprodukte sind Einwegprodukte: Tampons, Binden oder Slipeinlagen werden einmal benutzt und anschliessend weggeworfen. Dabei kommt frau kaum oder gar nicht in Kontakt mit dem eigenen Blut und sobald das Produkt im Mülleimer landet, ist es auch aus dem Sinn. Schnell, diskret, unsichtbar. Nun kommt also ein neues Produkt (aka Gummihandschuh) auf den Markt, dass diese Perspektive auf die Menstruation noch verstärkt: Das Blut kann diskret entsorgt werden, ohne dass es gesehen, angefasst oder gerochen werden muss. Dies steht symptomatisch für die Tabuisierung der Menstruation in unserer Gesellschaft. Ich weiss aus eigener Erfahrung, wie unangenehm es sich anfühlen kann, wenn ein Tampon im ÖV aus der Tasche fällt. Eine Kollegin vor anderen Menschen fragen, ob sie aushelfen kann, weil die Periode spontan zu Besuch kommt? Wie peinlich! 

Aber warum eigentlich? Es ist doch nur Blut! Nichts anderes, als wenn ich mich in den Finger schneide. 50% der Bevölkerung menstruiert einmal im Monat – und wir tun noch immer so, als würde es die Periode nicht geben.

Was eine nachhaltige Menstruation besser macht

Nachhaltigkeit in Bezug auf die Periode bedeutet in erster Linie, weniger Müll zu verursachen. Das wiederum bedeutet, wiederverwendbare und waschbare Produkte zu verwenden: Stoffbinden, Menstruationstassen oder -schwämme, Periodenslips oder waschbare Slipeinlagen. Und selbst wenn jemand Tampons oder Einwegprodukte bevorzugt, so geht es primär darum, sich Gedanken dazu zu machen, welche Materialien wir so nah an unserem Körper haben möchten.
Wiederverwendbare Produkte zu benutzen bedeutet, dass die Menstruation präsenter wird. Das Blut wird nicht einfach aufgefangen und weggeschmissen, sondern die Produkte müssen vielleicht ausgewaschen und zum Trocknen aufgehängt oder zur Sterilisierung ausgekocht werden. Dazu braucht es eine Auseinandersetzung mit dem eigenen Körper, der Kontakt mit dem Menstruationsblut ist dabei definitiv intensiver. Deswegen ist eine nachhaltige Menstruation aber nicht unhygienisch, im Gegenteil: Sie ist sogar in vielerlei Hinsicht gesünder für den Körper (z.B. Stichwort toxisches Schocksyndrom). Ich persönlich habe meinen Körper durch den Prozess der Müllreduzierung noch einmal viel besser kennengelernt, was ich als unglaublich wichtig und wertvoll wahrnehme. Und auch im nahen Umfeld kann eine nachhaltige Menstruation dazu beitragen, dass das Thema präsenter wird: Waschbare Periodenprodukte landen im Wäschekorb oder hängen zum Trocknen in der Wohnung, wodurch sie sichtbarer werden. Ich empfinde das als positiv, denn die Menstruation soll nichts Peinliches, Geheimes sein, sondern Einzug in unseren Alltag finden.

 

Fazit

Die Entwicklung dieses Handschuhs ist nicht nur im Hinblick auf das ominipräsente Thema Nachhaltigkeit äusserst erstaunlich – er steht für mich stellvertretend für unseren Umgang mit der Menstruation in der Gesellschaft. Eine nachhaltige Periode hingegen ist viel mehr als nur eine umweltfreundliches Handling. Abgesehen davon, dass sie weniger Abfall verursacht und natürliche Materialien verwendet, schafft sie zudem eine intensivere Auseinandersetzung mit dem eigenen Körper und enttabuisiert die Periode. This is the way to go! 

Ich habe zu diesem Thema bereits ein Video auf Instagram aufgenommen. Wenn du möchtst, kannst du es dir hier anschauen.

Was ist deine Meinung zum Thema? Hinterlasse mir gerne einen Kommentar, ich freue mich auf einen konstruktiven Austausch!